Bogenhaare Neubezug
Bogen für Geige, Bratsche, Cello, Kontrabass und Gambe
Einem guten Bogen kommt für die Tonentwicklung des Instrumentes eine sehr große Bedeutung zu. Deshalb sollte der Spieler bei der Wahl eines Streichbogens genauso sorgfältig sein wie bei der Wahl eines Streichinstrumentes.
Nicht nur das, auch die Pflege des Bogen und des Bogenhaares stehen im Interesse des Spielers.
Haben Sie sich nicht auch schon einmal gefragt:
- Woraus besteht Bogenhaar?
- Wo kommt das Pferdehaar her?
- Wie wird es gewonnen?
- Gibt es Qualitätsunterschiede?
- Unterscheidet sich der Haarbezug von Holzbogen und Carbonbogen?
- Was macht das Haar zu etwas Besonderem?
- Was kann man tun, um die Haare so gut wie möglich zu erhalten?
- Woran erkennt der Spieler einen Verschleiß?
- Woran merke ich, dass eine Bogenbehaarung nötig ist?
Woraus besteht Bogenhaar?
Der Haarbezug eines Streichbogens besteht aus Rosshaar. Pferde haben einen Schweif, dessen Haare ideal sind, um z.B. einer Geige (oder einem anderen Streichinstrument) die wunderschönsten Töne zu entlocken. Ebenfalls sind sie mit 80-125/130 cm lang genug, damit sie für den Bezug des Bogen genutzt werden können. Noch ein großer Vorteil liegt darin, dass die Schwanzhaare wieder nachwachsen. Den Pferden geschieht dabei nichts. Sie bekommen lediglich einen "Haarschnitt".
Wo kommt das Pferdehaar her?
Überall auf der Welt gibt es riesige Herden von Pferden. Die Haare der Pferde aus Sibirien, der Mongolei und China werden meist für die Bogenbehaarung genutzt.
Wie wird es gewonnen?
Die Haare werden abgeschnitten, gereinigt, sortiert.
Gibt es Qualitätsunterschiede?
Ja, auf jeden Fall.
Für die Bögen werden die Schwanzhaare von Hengsten bevorzugt. Diese sind von vornherein sauberer und von der Struktur her gesünder da sie nicht regelmäßig vom Urin der Tiere benetzt werden.
Alle Haare die für Streichinstrumentenbogen ausgewählt werden, sollten auf natürliche Weise gereinigt und ungebleicht sein, da eine chemische Reinigung bzw. Bleiche ebenfalls die Struktur des Haares angreift und es unbrauchbar macht.
Des Weiteren gibt es unterschiedliche Sortierungen der Haare nach Qualität und Stärke. Diese Haarsortierungen werden von erfahrenen Mitarbeitern des Bogenhaarproduzenten vorgenommen.
Unterscheidet sich der Haarbezug von Holzbogen und Carbonbogen?
Alle Streichbogen, egal ob die Stange aus Holz oder Carbon (Karbon) gefertigt wurde, haben einen Haarbezug aus Rosshaar. Hier gibt es keinen grundsätzlichen Unterschied in der Verarbeitungsweise.
Vielmehr ausschlaggebend ist die Qualität des Haarbezuges. Wie es Holzbogen mit unterschiedlicher Bezugqualität gibt, gibt es auch Carbonbogen mit hochwertigerem oder mit günstigerem Rosshaarbezug.
Haarbezüge aus synthetischem Haar werden Sie (bei Holzbogen und Carbonbogen) nur in Ausnahmefällen antreffen. Synthetisches Haar wird meist genutzt, wenn der Spieler eine Pferdehaarallergie hat.
Was macht das Haar zu etwas Besonderem?
Wie Sie gerade lasen, ist die Bereitung von Bogenhaar durch natürliche Reinigung und Sortierung recht aufwändig.
Aber dies allein würde den Bogenbezug nicht zu etwas Besonderem machen. Nein, es ist die besondere Struktur des Pferdehaares, die unter dem Mikroskop sichtbar wird. Eine mikroskopisch kleine Schuppenstruktur greift die Saiten auf dem Instrument und bringt sie zum Schwingen.
Was kann man tun, um die Haare so gut wie möglich zu erhalten?
Der Bogen sollte nach jedem Spiel mittels der Schraube am unteren Ende entspannt werden. Und zwar so, dass die Haare weder straff noch locker sind. Sind sie zu straff, so wird die Stange unnötige belastet und kann sich im Laufe der Zeit verziehen oder krumm werden. Sind die Haare zu locker werden sie spröde und brüchig und sie reißen schneller. Deshalb nach jedem Spiel die Haare so entspannen, dass sie weder straff noch ganz locker sind: sie sollten gerade noch so geordnet sein.
Ab und zu wird die Bogenstange nach dem Spiel mit einem trockenen, weichen Tuch und Pflegeprodukten wie z.B. Bellacura gereinigt um hartnäckige Verunreinigungen durch Kolophoniumstaub zu vermeiden.
Kolophonieren eines Bogens
Sie haben sich einen neuen Bogen gekauft, möchten sofort los spielen - doch es kommt kaum ein Ton? Dann ist der Haarbezug des Bogens noch nicht einkolofoniert. Dies tut man mit Kolophonium. Kolofonium ist eine Mischung bestimmter Harze.
Pferdehaare haben, unter dem Mikroskop betrachtet, kleine Schuppen. Durch das Einstreichen wird das Kolophonium an den Schuppen abgesetzt – sie werden aufgestellt - das Haar erhält den nötigen Reibungswiderstand, um die Saite zum Schwingen zu bringen.
Wie kolophoniere ich einen neuen Bogen ein? Dazu wird das Kolophonium mehrere Minuten über die Haare des gespannten Bogens gezogen. Dies ist einfach wenn das Kolophoniumstück bereits oftmals verwendet wurde und sich bereits eine aufgeraute Oberfläche gebildet hat.
Woran erkennt der Spieler einen Verschleiß?
Manchmal reißen ein paar Bogenhaare. Das geschieht meist im Rahmen des natürlichen Verschleißes. Gerissene Haare werden abgeschnitten. Bogenhaare nicht am Ende abreißen, da sich ansonsten die abgebundenen Haare im Kästchen lösen können. Sollten die Haare allerdings büschelweise ausgehen, so lässt die meist auf einen Verarbeitungsfehler schließen (auch zu trockene Luft kann eine Ursache hierfür sein). "Reißen" 10-12 Haare alle an der gleichen Stelle, dann ist es meist Mottenfraß und man findet bei genauerer Untersuchung des Geigenkastens den Übeltäter in Form eine Larve.
Je nach Spieldauer und -intensität sollten die Bogenhaare ungefähr alle ein bis zwei Jahre ersetzt werden.
Woran merke ich, dass eine Bogenbehaarung nötig ist?
Wenn die Bogenhaare verklebt sind. Wenn der Bogen nicht mehr richtig zieht. Oder wenn nur noch wenige Bogenhaare vorhanden sind. Dann wird es auf jeden Fall Zeit, einen neuen Haarbezug machen zu lassen. Wenn man sehr viel spielt, dann sollte man grundsätzlich alle ein bis zwei Jahre die Rosshaare erneuern lassen. Da der Verlust der Haarqualität schleichend ist, merkt man es selbst oft gar nicht so. Und so kommt es, dass manche auch 10 oder mehr Jahre alte Haarbezüge haben. Erst ein neuer Haarbezug lässt aufhorchen, wie schlecht der alte war.