Fernambuk - Was ist das eigentlich?

Fernambuk - Das Gold im Geigenbau

Seit den Tagen Tourtes (1746 - ca. 1807) ist Fernambuk aus dem Bogenbau nicht mehr wegzudenken. Aufgrund der besonderen Eigenschaften dieses Holzes eignet es sich hervorragend zu dieser Verwendung. Es hierbei vor allem auf die Dichte des Materials und die Stabilität an. Im Laufe der Zeit wurden verschiedenen heimische und exotische Hölzer im Bogenbau verwendet. Doch überragend durchgesetzt hat sich das Fernambuk.

Von Anfang des 16. Jahrhunderts bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts wurde Fernambuk hauptsächlich wegen seiner roten Farbe nach Europa gebracht. Im Bogenbau ist dieses Material ab Mitte des 18. Jahrhunderts nachweisbar. Wie gesagt waren die Brüder Tourte mit die Ersten, die davon regen Gebrauch machten, weil sie die besonderen Eigenschaften des Holzes und deren Verwendung im Bogenbau erkannten.

Man kann sich vorstellen, dass damals eine riesige Auswahlmöglichkeit an diesem Holz bestand - wurde es doch stämmeweise wegen seines Farbstoffs importiert. Jedenfalls - nach relativ kurzer Zeit hatte das Fernambuk bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts alle anderen Materialien aus dem Bogenbau weitestgehend verdrängt. Es hat sich einerseits wegen seiner Klangqualitäten (Schwingverhalten usw.) und durch seine mechanischen und physikalischen Eigenschaften für Bogenstangen bestens bewährt. Daran hat sich bis zum heutigen Tag nichts geändert.

Die Gesamtheit seiner spezifischen Eigenschaften wie

  • Festigkeit
  • Flexibilität
  • spezifisches Gewicht
  • Haltung der Biegung
  • und nicht zuletzt seine Schönheit

überzeugen Musiker auf der ganzen Erde.


Der Fernambukbaum (Caesalpina echinata) ist eine mittelgroße Baumart aus der Familie der Leguminosea und wächst relativ langsam. In Brasilien wird dieser Baum Pao - Brasil genannt. Diese Baumart ist fast über die ganze "Mata Atlantica", den Atlantikwald von Brasilien verbreitet. Klima, Standort und natürlich die Beschaffenheit des Bodens bestimmen das Wachstum des Baumes. Junge Bäume bestehen überwiegend aus hellem Splintholz. Erst nach ca. 20 (!) Jahren bildet sich das typische gelbe bis rotbraune Kernholz, das dann schließlich im Bogenbau Verwendung findet.

 

Problematik der Erhaltung des Baumbestandes

Nach einigen Schätzungen bedeckt die "Mata Atlantica" zu Beginn des 21. Jahrhunderts nur noch etwa 5-10% der Fläche im Vergleich zur vor-kolumbianischen Zeit. Dieser Rückgang erklärt sich hauptsächlich durch eine ausgeprägte Umwandlung dieser Gebiete in landwirtschaftliche Nutzflächen sowie in Wohn- und Gewerbegebiete.

 

Trotz fehlender genauer wissenschaftlicher Untersuchungen und ungeachtet der kürzlichen Entdeckung unbekannter Baumbestände wird generell davon ausgegangen, dass sich der Bestand des Fernambuk bedenklich verringert. Diese Entwicklung ist nach allgemeiner Auffassung hauptsächlich in der Zerstörung seiner natürlichen Lebensräume begründet.

Daher stellt sich die Frage nach Möglichkeiten zur Erhaltung des Pao Brasil. Bogenmacher, Geigenbauer und Musiker aus der ganzen Welt starten den Versuch, den Bestand der Bäume nicht nur zu erhalten, sondern in Zukunft zu vergrößern. Damit schließen wir uns der Idee einer nachhaltigen Nutzung an, wie sie von den wichtigsten Umweltorganisationen seit einigen Jahren als neue Strategie zur Erhaltung der Wälder verfolgt wird.

Pao Brasil kommt hauptsächlich in flachen Küstengebieten und in Ebenen küstennaher Bergregionen vor.

Im 16. Jahrhundert bedeckte der atlantische Regenwald, "Mata Atlantica”, fast die gesamte Küstenregion von Rio Grande do Norte bis Sao Paulo auf einer Breite von 80- 150 Kilometern. 

 

Internationale Initiative zur Erhaltung des Fernambuk - Der Beitrag von Bogenmachern und Geigenbauern:

Im Bewusstsein, dass eine dauerhafte Materialbeschaffung für die Zukunft ein Problem darstellt, haben Bogenmacher mit Unterstützung der französischen Organisation COMURNAT, (Confederation des Metiers et des Utilisateurs des Ressources de la Nature) eine Initiative gegründet, deren Ziel es ist, auch zukünftigen Musiker und Bogenmachergenerationen hochwertiges Fernambukholz zu sichern. Nach Diskussionen seit Ende 1999 gründeten Bogenmacher und Geigenbauer aus 16 Ländern (Australien, Belgien, Brasilien, Deutschland, Finnland, Frankreich, Großbritannien, Irland, Israel, Italien, Kanada, Niederlande, Österreich, Schweiz, Spanien und den USA) im Mai 2000 eine Initiative mit dem Namen International Pernambuco Conservation Initiative, IPCI.

Es ist das erste Mal, daß sich eine Berufsgruppe weltweit zusammenschließt, um auf verantwortungsbewusste Weise eine zukünftige Materialbeschaffung im Einklang mit der Arterhaltung zu organisieren. Die Ziele der Organisation sind folgende:

  • Unterstützung von Organisationen, die sich für die Erhaltung von Pao Brasil einsetzen, besonders durch Programme, die dem Schutz und
  • der Vergrößerung der Gebiete mit Baumbeständen dienen
  • Förderung einer nachhaltigen Nutzung des Fernambukholzes

Obwohl die Organisation IPCI erst seit einigen Jahren existiert, konnte bereits Folgendes erreicht werden:

  • Organisation einer wissenschaftlichen Konferenz in Brasilien zum Thema "Erhaltung von Caesalpina echinata" in Domingos Martins, Espirito Santo, im März 2001
  • Nach Abschluß der Konferenz Unterzeichnung einer gemeinsamen Absichtserklärung mit "Funbrasil", einer brasilianischen Initiative zur Erhaltung von Fernambukholz
  • Finanzierung einer Brunnenanlage durch die IPCI auf dem Gelände von Funbrasil, um die Erhaltung von ca. 100.000 Fernambuksetzlingen zu gewährleisten

Weitere Informationen über IPCI finden Sie hier: www.ipci-deutschland.org

 

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